Galerie Markt Bruckmühl
Galerie Markt Bruckmühl

1895 wurde das Haus als „Dorrerhaus“, wie es in Bruckmühl genannt wird, errichtet. © bößwetter

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Rosenheim

Kultur in der Region

 


 

30 Jahre Kunst- und Kulturerbe: Die Galerie Markt Bruckmühl
 

11.04.2024, 18:57 Uhr Von: Ute Bößwetter



 

Ein kulturelles Juwel feiert Geburtstag: Die Galerie Markt Bruckmühl blickt auf eine 30-jährige Geschichte zurück. Einst ein Bürgerhaus, hat sie sich zu einer Plattform für regionales Kunstschaffen vom frühen 19. Jahrhundert bis heute entwickelt.
 

Bruckmühl – Mit einem Satz aus dem Streichquartett in G-Dur, Opus 77 von Joseph Haydn, gespielt vom Endres-Quartett aus München, begann die feierliche Eröffnung der „Galerie Markt Bruckmühl“, die in diesen Tagen ihr 30-jähriges Bestehen begeht. Gäste aus Kunst, Wirtschaft und Politik waren am 26. März 1994 zur Eröffnung anwesend. Der damalige Bruckmühler Bürgermeister Eduard Bergmüller, Landrat Dr. Max Gimple und der Kulturreferent des Landkreises Rosenheim, Klaus Jörg Schönmetzler drückten in den Festreden ihre Anerkennung für dieses Projekt aus und wünschten der Galerie alles Gute.
 

Was ist das für ein Haus, das seit mittlerweile 30 Jahren der Kunst eine Heimat bietet, ein Haus, das Gemälde und Skulpturen mit einem Überblick über das regionale Kunstschaffen vom frühen 19. Jahrhundert bis 2024 beherbergt?

 

Von italienischen Baumeistern
 

Es handelt sich um ein Bürgerhaus, das im Jahre 1895 von italienischen Baumeistern gebaut wurde. Vater und Sohn Missoni waren wie viele andere norditalienische Architekten auf dem Weg durch Süddeutschland auf der Suche nach Arbeit und gaben hier mit dem später so genannten „Dorrerhaus“ ein prächtiges Beispiel italienischer Baukunst ab. Charakteristika sind der stabile Sockel mit dem kleinen Mauervorsprung, die Vielzahl von Fenstern und besonders der kunstvoll aus Holz geschnitzte Giebelschmuck, der in alle vier Himmelsrichtungen weist. Bauherr war Georg Dorrer, ein in Bruckmühl wegen seines sozialen Engagements sehr angesehener Bürger.

 

Damals ein Mehrfamilienhaus
 

Es entstand ein Gebäude, das mehrere Familien beherbergte – eine Wohnstatt, in der Menschen lebten, lachten und auch litten, denn das Haus hat neben guten Zeiten in zwei Kriegen auch schwere Schicksale gesehen. Ins Erdgeschoss zogen Georg Dorrer und seine Frau ein, die weiteren Etagen wurden vermietet.
 

Aus der Ehe von Georg und Anna ging ein Sohn hervor, der spätere Arzt Dr. Rupert Dorrer. Im Krankenhaus in Prien erst als Oberarzt, dann als Chefarzt

tätig, arbeitete er als Chirurg. Gleichzeitig entwickelte Dr. Rupert Dorrer ein intensives Interesse an Kunst. Mehr als einmal erhielt er von Malern der Chiemsee-Region Bilder, mit denen ihm die mittellosen Künstler Dank für erfolgte Behandlung aussprachen.

 

Grundstock für Dorrer-Stiftung
 

Dieser langsam anwachsende Bestand an Kunst wurde Jahrzehnte später der Grundstock für die Dorrer-Stiftung. Denn Dr. Rupert Dorrer hatte seinem Sohn, mit Namen ebenfalls Rupert, dieses Gen für Kunstbegeisterung vererbt. Bereits früh begleitete Rupert seinen Vater in die Künstlerateliers am Chiemsee. Ein bis heute lebendiges Interesse an der Kunst, gepaart mit dem Wunsch, selber Künstler zu werden, zeichnete Rupert Dorrer jun. aus.
 

In Schwabing gelang es ihm bereits in den 1960-er Jahren, mit seiner Kunst Aufmerksamkeit zu erregen. Mit Gleichgesinnten stellte er seine Arbeiten auf der Leopoldstraße aus. Zu der Zeit bevölkerten seine Künstlerfreunde das Haus in der Sonnenwiechser Straße.
 

Als Rupert Dorrer seine zukünftige Frau kennenlernte, wurde das Anwesen erneut zum Familienwohnsitz. Mit der jungen Familie, die unten ihren Platz fand, zogen in die oberen Etagen abermals Mieter ein.

 

Idee für Galerie war geboren
 

Ab der Mitte der 1980-er Jahre verfestigte sich in dem jungen Dorrer der langgehegte Gedanke, den Familienbesitz in eine Galerie umzuwandeln. Basis dafür war die Kunstsammlung seines Vaters, von Rupert jun. erweitert, die er der Gemeinde als unveräußerliche Stiftung anbot.
 

Es wurde ein weiter Weg bis zur Verwirklichung. Letztendlich aber konnte die Idee, in dem Haus in der Sonnenwiechser Straße eine Galerie für die Kunst der Region Rosenheim/Chiemsee mit Werken vergangener Tage und der

Gegenwart zu eröffnen, alle überzeugen. Dabei hat wohl die ansteckende Begeisterung des Kunstfreundes Dorrer eine wichtige Rolle gespielt. Der Markt Bruckmühl mit vier aufeinanderfolgenden Bürgermeistern – Karl Puff, Eduard Bergmüller, Franz Heinritzi und derzeit Richard Richter – übernahm die Trägerschaft.
 

Seit ihren Anfängen ist die Bruckmühler Galerie weit über die Grenzen der Region hinaus eine wichtige Adresse in der Kunstwelt geworden. Alle fünf Jahre wird die immer weiter anwachsende Stiftung – wofür der Förderverein und Dorrer selber Sorge tragen – präsentiert. Im Übrigen zeigt das Haus wechselnde Ausstellungen von Künstlern der Region.
 

Auch dokumentarische Präsentationen der Geschichte Bruckmühls prägen das Geschehen in der Galerie. Nach der feierlichen Eröffnung wurde für die Dauer eines halben Jahres die Dorrer-Stiftung gezeigt, danach begann der Galerie-Alltag. Das heißt, es wurden sorgfältig jurierte Ausstellungen geboten.
 

Noch im Gründungsjahr 1994 formierte sich der Förderverein der Galerie, zu dessen vornehmlicher Aufgabe es gehört, einen künstlerischen Beirat einzuberufen, der über das Ausstellungsgeschehen befindet. Von fünf Juroren werden Bewerbungen gesichtet und mit eigenen Vorschlägen ergänzt, so dass immer stimmige Präsentationen entstehen. Bereits seit langem arbeitet die Jury einvernehmlich und in guter Atmosphäre miteinander.

 

Aktuell nur vier Beiräte
 

Durch gelegentlichen Wechsel ist die Gesamtzahl der aktuellen und der ehemaligen Beiräte auf elf gestiegen. Bedauerlicherweise sind in den letzten Jahren sieben dieser Beiräte verstorben. Im Jahre 2017 waren es Klaus Jörg Schönmetzler, Charlotte Dietrich und Klaus von Gaffron, später Franz Ferdinand Wörle, Annette Bastian, Erika Maria Lankes und jüngst Herbert Klee. Sie alle waren hervorragende Berater und darüber hinaus gute Freunde der Galerie. Derzeit besteht die Jury aus Rupert Dorrer, Doris Hahlweg, Christian Heß und Andreas Legath, der fünfte Platz wird bis zum Herbst neu

besetzt.
 

Die jeweilige Leiterin der Galerie setzt die Entscheidungen der Jury durch Kontaktaufnahme mit den im Folgejahr ausstellenden Künstlern um. Gemeinsam werden Termine und Konzepte entwickelt. Die erste Leiterin der Galerie wurde Christine Wippermann, durch Heirat mit dem Kulturreferenten später Christine Schönmetzler, die Grundlegendes in die Wege leitete.
 

Ihre Nachfolgerin wurde für die Dauer von neun Jahren Ute Bößwetter, und seit 15 Jahren liegt die Leitung in den Händen von Cornelia Ahrens.

 

Aktiver Förderverein
 

Dem Förderverein und seinem Vorstand fallen weitere Aufgaben zu: Konzerte und Lesungen, auch Feste wurden vom Verein ins Leben gerufen. Viele erinnern sich an rauschende Sommerfeste im Freien unter Vollmond: Feuerschlucker und schwebende Menschen verblüfften die Besucher. Von Ursula Reinartz arrangierte Reisen in europäische Kulturstädte gehörten zu den Höhepunkten der Vereinsaktivitäten.
 

Kern des Galeriegeschehens aber sind die Ausstellungen: 163 hat es mittlerweile gegeben, alle sind der Erinnerung wert. Immer erzählen Kunstwerke uns etwas von der Welt, oft ist es etwas, das uns erst durch die Darstellung im Bild bewusst wird.

 

Historische Ausstrahlung
 

Bei jeder Ausstellung spricht die Ausstrahlung dieses historischen Gebäudes mit. Kunstwerke hängen oder stehen in den kleinen Wohnräumen, die die Atmosphäre von zwei Jahrhundertwenden, aber auch – unvergessen – das Leben zahlreicher Personen eingefangen haben. So reichen sich Vergangenheit und Gegenwart die Hand. Das prägt jede Ausstellung aufs Neue und verleiht dem Kunstgeschehen eine historische Beständigkeit.

Kontakt:

Galerie Markt Bruckmühl

Sonnenwiechser Str. 12
83052 Bruckmühl

Telefon: 08062 / 5307 (nur während der Öffnungszeiten)

 

e-Mail Galerieleitung:

mail@galerie-bruckmuehl.de

e-Mail Förderverein:

foerderverein@galerie-bruckmuehl.de

 

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Öffnungszeiten:

Mittwoch

14:00 Uhr - 18:00 Uhr
Samstag
11:00 Uhr - 18:00 Uhr

Sonntag
11:00 Uhr - 18:00 Uhr

Eintritt frei

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